Obst- und Gartenbauverein Würmersheim
Oeschberg-Palmer Schnittkurs mit Rekordbeteiligung
Der Wind weht rauh, am Himmel ziehen bedrohliche Wolken vorüber. Die Uhr zeigt neun Grad Celcius, eigentlich kein Wetter, um der Einladung des OGV Würmersheim zum diesjährigen Winterschnittkurs zu folgen. Aber am Ende, so schreibt der Verein im Gemeindeblatt und auf Facebook, gibt es ja Glühwein und Brezeln.
Mag sein, dass das einige Teilnehmende vom Ofen weggelockt hat, aber dass OGV Würmersheim Vorsitzender Christoph Schlager und seine fleißigen Helfenden dann 46 Teilnehmende begrüßen konnte, war dann doch eine Überraschung. Auch für Kursleiter Raimund Heck, Vorsitzender des OGV Elchesheim-Illingen, ein erfahrener Baumwart und außerdem ein Vertreter der Oeschberg-Parlmerschen Schnittlehre. Eine Baumerziehungsart, die vom Remstal-Rebellen Helmut Palmer aus der Schweiz ins Württembergische gebracht wurde und damit einen Obstbaukrieg entfachte.
Auch Ortsvorsteher Helmut Schorpp und Gemeinderätin Angelika Harsch folgten den einleitenden Worten zum Thema Erziehung von Jungbäumen. In seiner mitreißenden Art, nahm Raimund Heck die ihn umlagernden Obstinteressierten mit auf seine Reise der Baumerziehung. Es folgten Fachbegriffe wie Etablierung des Baumes, tragfähiges Gerüst, umbauen, Nahrungskonkurrenz, Stammverlängerung, Leit- und Fruchtast. Aber alles so anschaulich, dass man in den Gesichtern lesen konnte: "Aha so ist das, jetzt hab ichs verstanden". Ein Beispiel dafür war die anschauliche Erklärung welche Äste am Leitast zu viel sind. Mit einem Stock fuhr Heck über den Leitast. Alle Äste, die dem Stock im Weg waren oder 90 Grad aus dem Leitast herausragten wurden entfernt. Trotz des engen Zeitrahmens für den Jungbaum wurden alle Fragen umfassend beantwortet. Zum Schmunzeln und Lachen brachte Heck die badischen Baumschnittnovizen mit seinem Tipp gegen Pilzbefall und andere Baumkrankheiten: "Am besten den Baum umarmen".
Weiter ging es zum großen Auer Straßenapfelbaum. Gekonnt schwang sich der ausgebildete Baumkletterer an einem Leitast auf den Baum. Hoch oben ging es auch bei diesem größeren Vertreter mit der Stammverlängerung los. Nach dem gleichen Muster wie bei den Jungbäumen begann Heck den Baum nach dem Oeschberg-Palmer-Baumschnitt neu zu ordnen. Belebend waren die Diskussionen welcher Ast bleibt und welcher eine Chance bekommt bis hin zum Schnitt. Schön zu sehen war beim Apfelbaum die bisherige Anlage nach Stockwerken, mit dem man in Zeiten der Nahrungsmittelknappheit einen höheren Ertrag erzielen wollte.
Nach gut zwei Stunden wurden Finger und Hände durch lobendes Klatschen als Dankeschön für den lockeren informativen Kurs angewärmt. Der anschließende Glühwein oder Kinderpunsch tat sein Übriges.
OGV-Vorsitzender Christoph Schlager und seine Mitstreiter sind sich nach diesem Schnittkurs einig, dass sie zusammen mit Raimund Heck den Baumbestand des Geländes auf die "neue" aber eigentlich alte Art des Oeschberg-Palmer-Baumschnitt, umbauen wollen.
Gartentipps der Woche
Winterschnitt
Lassen Sie beim Winterschnitt anfallendes Schnittholz liegen. Es lenkt Rehe und Hasen vor allem von Jungbäumen ab.
Schneelast
Nach heftigen Schneefällen ist es sinnvoll, die Äste von Gehölzen durch leichtes Schütteln von ihrer Schneelast zu befreien, um unerwünschte Astbrüche zu vermeiden. Besonders gefährdet sind Immergrüne und Koniferen, auf deren dichtem Blattwerk besonders viel Schnee liegen bleibt.
Teilung von Frühblühern
Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) und Märzenbecher oder Frühlingsknotenblumen (Leucojum vernum) können nach der Blüte geteilt und vermehrt werden.
Pflanzverfrühung durch Mistgaben
Eine Packung aus Pferdemist erwärmt den Boden im Frühbeet und Kleingewächshaus, sodass Sie Mitte des Monats die ersten Salate pflanzen können. Heben Sie die zu packende Fläche 50 bis 60 cm tief aus und bringen Sie den gut verrotteten Mist 30 bis 40 cm hoch ein. Nach leichtem Festtreten wird mit warmem Wasser gut angegossen und mit frischem Boden aufgefüllt. Achtung: Eine Pflanzung darf erst fünf Tage nach der Mistpackung erfolgen, weil die Mistpackung immer noch leicht nachsackt und eine pflanzenschädigende Ammoniakonzentration zu hoch sein kann.
Bodenproben
Wer einen besseren Überblick über seinen Boden bekommen will, kann jetzt Bodenproben untersuchen lassen (z. B. bei den staatlichen Lehr- und Versuchsanstalten, bei regionalen Bodenlabors oder im Raiffeisenmarkt) auf die Hauptnährstoffe Phosphor, Kalium und Magnesium, den pH-Wert, Kalkgehalt und Bodenart. Eine sinnvolle Maßnahme gerade für umweltbewusste Gartenfreunde!
Gemüseaussaaten
Bei günstiger Witterung können in Gärten mit durchlässigen Böden zum Ende des Monats folgende Gemüse eingesät werden: Erbsen, Spinat, Kerbel, Schnitt- und Wurzelpetersilie, Möhren, Pastinaken, Zuckerwurzeln (Sium sisarum ), Schwarzwurzeln, Haferwurzeln (Tragopogon porrifolius ), Löffelkraut (Cochlearia officinalis ), Kopf- und Schnittsalat, Feldsalat, Melde, Frühmöhren, Kopfkohl, Wirsing, Kohlrabi, Kerbelrüben (Chaerophyllum bulbosum), Mairüben, Dicke Bohnen und Puffbohnen. Diese Aussaat ist allerdings für einige Gemüsesorten etwas riskant, sodass für weniger risikofreudige Gärtner der März als Aussaattermin zu empfehlen ist. Gelingt die Aussaat jedoch, gehört man zu denjenigen, die zuerst ernten. Ein Folientunnel oder Vliesabdeckung erweist sich dabei als sehr hilfreich.
Aussaat von Rettich im Gewächshaus
In einem frostfreien Gewächshaus können jetzt weiße oder rote Rettiche gesät werden. Lockern Sie den Boden vorher tiefgründig und bereiten Sie ein feinkrümeliges Saatbeet. Eine Kompostgabe verbessert Bodenstruktur und Nährstoffversorgung. Tipp: Legen Sie immer drei Samen zusammen auf Endabstand und vereinzeln Sie auf eine Pflanze, wenn die Keimblätter ausgebildet sind.
Umpfropfen von Obstbäumen
Kernobstbäume, die im April umgepfropft werden sollen, können Sie bereits jetzt auf das gewünschte Maß abwerfen - vorausgesetzt, dass keine starken Fröste mehr zu erwarten sind. Bei Steinobstbäumen wartet man bis unmittelbar vor dem Pfropftermin im Frühjahr.
Frostspanner an Obstbäumen bekämpfen
Denken Sie daran, die Leimringe an den Obstbäumen zur Bekämpfung des Frostspanners regelmäßig auf ihren richtigen Sitz zu überprüfen und sie bei Bedarf erneut mit Leim zu bestreichen. "Brücken" wie Blätter oder Ähnliches sind zu entfernen. Aufhängen von Meisenkästen in der Obstanlage ist allerdings genauso effektiv und die Nachteile eines Leimrings - Schnabelverkleben bei Vögeln - sind nicht gegeben.
Baumanstrich
Wenn bisher noch nicht geschehen, erhalten die Stämme jüngerer Obstbäume bei frostfreiem Wetter einen Bio-Baumanstrich. Dieser Anstrich ist in der zweiten Winterhälfte besonders wichtig, weil die Sonne dann schon viel Kraft hat. Die weiße Farbe schützt die Rinde vor schroffen Temperaturveränderungen (tagsüber starke Sonne, nachts starke Abkühlung) und damit vor der Entstehung von Frostplatten beziehungsweise Spannungsrissen. Zudem lässt sich ein vorzeitiges Erwärmen des Holzes verhindern und somit ein zu frühes Austreiben der Knospen.
Spannungsunterschiede in der Rinde und Borke junger Obstbäume führen ungeschützt häufig zu Rissen. Hier können schädigende Pilze leicht eindringen. Die Spannungen entstehen durch die starke Erwärmung des Stammes auf der Südseite während des Tages und der starken Abkühlung in den Nächten mit Temperaturen unterhalb der Frostgrenze. Sinnvoll ist hier das weiße Einstreichen der Stämme und dickeren Äste mit fertigen Produkten aus dem Handel oder mit Eigenmischungen wie Kalkbrühe.
Obstbaumschnitt
Verwenden Sie für den Obstbaumschnitt nur scharfe Schnittwerkzeuge, damit saubere Wunden entstehen. An der Qualität einer Gartenschere sollte man nicht sparen, denn hochwertige Schneidwerkzeuge erleichtern die Arbeit und verbessern das Ergebnis.
Erdbeeren verfrühen
Wer ganz frühe Erdbeeren ernten will, muss jetzt schon tätig werden. Eine Abdeckung mit Vlies beschleunigt die Pflanzenentwicklung, sodass die Blüte früher erfolgt. Wenn es sehr kalt ist, kann man das Vlies auch doppelt legen oder eine Folie drüberziehen.
Feuersalbei aussäen
Wenn Sie Feuersalbei jetzt in Schalen oder Töpfe aussäen, können Sie bereits Ende April/Anfang Mai blühende Pflanzen in den Garten oder in Gefäße setzen. Die optimale Keimtemperatur liegt bei 22 °C. Die Sämlinge werden nach dem Pikieren bei 12 bis 16 °C weiter kultiviert.
Geranien zurückschneiden
Schneiden Sie trocken überwinterte Pelargonien (Geranien) Ende Februar zurück. Jeder Trieb wird auf ein Drittel seiner Länge eingekürzt. Dabei erfolgt der Schnitt zwischen zwei Augen. Danach topft man die Pflanzen in frische, feuchte und nährstoffhaltige Blumenerde um und stellt sie an einen hellen Platz.
Knollenbegonien
Knollenbegonien können im Februar zum Antreiben schon mal eingetopft und an einem kühlen Ort aufgestellt werden. Nach dem Austrieb wird regelmäßiger gegossen. Wenn es draußen warm genug ist (eventuell langsam abhärten), kommen die Pflanzen in den Garten (Tipp von Leserin Cornelia K.). Dazu muss es unbedingt frostfrei sein.
Gartenplaner
Der Februar ist aufgrund der geringen Arbeitsmöglichkeiten im Freien die richtige Zeit, um sich noch rechtzeitig Gedanken über die Neu- oder Umgestaltung des Gartens zu machen. Ein erfahrener Gartenplaner kann dabei sehr hilfreich sein. Vergessen Sie nicht, dass Gartenplaner und Garten- sowie Landschaftsbaubetriebe ab März wieder mit Arbeit überschüttet werden. Nutzen Sie also jetzt die Zeit.