Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium
Büchners "Woyzeck" in einer Inszenierung des Kreilos-Theaters
Für alle Deutschkurse der K2 wurde am 17.11.2023 der Musiksaal zum Spielort des Dramas "Woyzeck" von Georg Büchner durch das Kreilos-Theater. Die Schülerinnen und Schüler erlebten eine siebzigminütige, durchdachte, spannende und fesselnde Inszenierung, bei der der Schauspieler Rouven Honnef allein als Franz Woyzeck auf der Bühne agierte, während die ihn umgebenden Personen als Puppen dargestellt wurden. Ihnen verlieh der Schauspieler durch verschiedene Stimmen ein fast unheimliches Eigenleben. Die Puppenfiguren wurden nicht als bloße Requisiten behandelt, sondern wurden durch die geschickte Handhabung Honnefs zu "lebendigen" Charakteren, die die verschiedenen Szenen mit beeindruckender Vielseitigkeit begleiteten. Zusammen mit dem sympathischen Schauspieler Rouven Honnef, der kurze Zeit später in die Rolle der Hauptperson des Dramas, Franz Woyzeck, schlüpfte, bauten einige Schülerinnen und Schüler der K2 das Bühnenszenario auf, welches von einem Drahtzaun zum Publikum abgetrennt war. Die Bühne bot einen düsteren und wüsten Eindruck, denn der Boden war übersät mit durcheinanderliegenden Kleidungsstücken, Schuhen, Stofftieren und Müll. Hier lebt der einfache Soldat Woyzeck wie ein Tier, kriecht immer wieder auf allen Vieren herum, trinkt wie ein Tier aus einem Napf und löffelt zeitlich genau festgelegt immer wieder Erbsen aus einem Blechteller. Zu seiner Inszenierung schreibt Thorsten Kreilos selbst: "Ungefähr 30 Jahre nach dem Tod Büchners wurden die ersten Menschenschauen abgehalten, Menschen wie Tiere in Käfigen gehalten und ausgestellt. (...) Woyzeck begegnet uns in diesem Sinne als Ausstellungsstück, als Laborratte, als geschlagener Straßenköter. Mit fiebrigen Augen durchwühlt er Kleiderberge, die textilen Überreste von Menschen."
Im Verlauf des Stücks erschwert jedoch die Darstellung durch einen Schauspieler in allen Rollen oftmals das Nachvollziehen der Dialoge. Bei allem Respekt für die beeindruckende Schauspielleistung Honnefs wäre hierbei ein Zusammenspiel mit weiteren "echten" Schauspielern hilfreich gewesen. Gerade wenn es zur Konversation zwischen mehreren Personen gleichzeitig kommt, wünscht man sich als Zuschauer doch einen Kollegen oder eine Kollegin an der Seite Honnefs.
Positiv kann hervorgehoben werden, dass es Rouven Honnef souverän gelungen ist, Büchners "versteckten" Zynismus und die werkimmanente Ironie durch spitze Übertreibungen, z. B. in Stimmlage, Mimik und Gestik, zu unterstreichen. Dadurch wurde das Publikum an einigen Stellen zum Schmunzeln oder gar zum Lachen gebracht - trotz der insgesamt düsteren Atmosphäre.
Zusammenstellung des Textes durch Uta Hille mit Beiträgen von Macie Enrequito, Nele Fink, Emma Gruber, Gianluca Luciani, Laura Ochs, Sofie Renger und Aaron Schlick.