Sternfreunde Durmersheim und Umgebung
Astronomisches im Februar 2021
Wir hoffen, dass wir in 2021 unsere Sternwarte bald wieder für öffentliche Veranstaltungen nutzen können. Wir informieren Sie rechtzeitig darüber.
Auch wünschen wir uns bald mal wieder wolken- und regenfreie Nächte für astronomische Beobachtungen!
Interessantes im Februar
Pferd und Reiterlein
Den Stern Mizar hat jeder schon einmal gesehen: Es handelt sich nämlich um den mittleren Deichselstern des Großen Wagens (Teil des Sternbildes Großer Bär). Über Mizar befindet sich das sehr schwache Sternchen Alkor. Alkor und Mizar sind wohl eines der bekanntesten Doppelsternsysteme am Himmel. Als mit bloßem Auge trennbar, war Mizar im Zusammenhang mit Alkor bereits lange vor der Erfindung des Fernrohrs bekannt. Mittelalterliche arabische Quellen berichten, dass die Betrachtung beider Sterne als Sehtest gedient haben soll, da sie von manchen Beobachtern noch mit bloßem Auge getrennt werden konnten (natürlich gilt das auch heute noch). Besonders bekannt war auch schon lange die folkloristische Deutung als Pferd und Reiter, wobei Mizar das Pferd und Alkor den Reiter bzw. das Reiterlein darstellt.
Mizar und Alkor wurden als Doppelstern bereits um 1650 beschrieben. Tatsächlich kommt aber der italienische Astronom Benedetto Castelli als wahrscheinlichster Entdecker in Frage, da er Galileo Galilei bereits in einem Brief vom 7. Januar 1617 bat, diesen Stern zu beobachten (was darauf hindeutet, dass Castelli die Doppelsternnatur bekannt war). Galilei selbst beobachtete kurz darauf (vermutlich am 15. Januar 1617) Mizar auch im Fernrohr getrennt von Alkor.
Inzwischen weiß man, dass es sich bei Mizar tatsächlich um ein Vierfachsternsystem handelt. Auch Alkor entpuppt sich bei genauerer Betrachtung durch ein Teleskop als ein Doppelsternsystem. Die Sterne in Mizar und Alkor sind relativ jung, ca. 500 +/- 100 Millionen Jahre alt (Vergleich: unsere Sonne ist 4,6 Milliarden Jahre alt). Der größte Stern in Mizar ist vier Mal so groß wie die Sonne (Entfernung von der Sonne: etwa 78 Lichtjahre) während Alkor ca. zwei Mal so groß ist und 82 Lichtjahre von der Sonne entfernt ist. Mizar und Alkor bilden ein scheinbares oder optisches Doppelsternsystem: Sie scheinen aus unserem Blickwinkel von der Erde aus dicht nebeneinander zu stehen, sind in Wirklichkeit aber drei Lichtjahre voneinander entfernt - etwas weniger wie unsere Sonne vom nächsten Stern, Proxima Centauri. Echte oder physische Doppelsterne stehen in einer engen gravitativen Beziehung - sie umkreisen einen gemeinsamen Schwerpunkt, etwa wie das System Erde - Mond und sie sind gemeinsam entstanden. Bis heute ist nicht eindeutig klar, ob die Systeme Mizar und Alkor auch gravitativ aneinander gebunden sind, es sich also um ein Sechsfachsystem handelt. Beim nächsten klaren Nachthimmel lohnt es sich also auf jeden Fall einmal seine Augenschärfe am System Mizar - Alkor in der Deichsel des Großen Wagens zu prüfen!
NASA-Landung auf dem Mars wie im James-Bond-Film
Am 18. Februar wird der neue NASA-Rover Perseverance (bedeutet im Deutschen Ausdauer oder Beharrlichkeit) auf dem Mars abgesetzt. Die Landekapsel wird beim Eintritt in die Atmosphäre zunächst durch die Reibung abgebremst, wobei sich der Hitzeschild auf über 1000 Grad Celsius aufheizt. Später sinkt die Sonde an Fallschirmen herab. Knapp zwei Kilometer über dem Boden kommt der Sky Crane zum Einsatz, der Himmelskran. Von vier Düsen abgebremst nähert er sich der Oberfläche, während Radarsensoren zentimetergenau die Höhe bestimmen. Während des Abstiegs seilt der Kran den Rover an Bord der Kapsel ab. Das Fahrzeug setzt schließlich sanft auf dem Mars auf, während der Sky Crane sieben Meter über ihm die Seile kappt, wieder etwas aufsteigt und schließlich einige hundert Meter entfernt in den roten Staub stürzt.
Das gesamte Landemanöver spielt sich binnen sieben Minuten ab - den berüchtigten Minuten des Schreckens, in denen das Kontrollteam am Boden nur gebannt zuschauen kann, was am Mars passiert bzw. dort passiert ist. Denn die Funksignale brauchen Mitte Februar gut 11 Minuten bis zur Erde. Ziel dieser Mars-Mission ist es, Antworten auf die Frage zu finden: Gab es einst Leben auf dem Mars? Oder stecken womöglich noch heute Mikroben einige Meter tief im Boden unseres Nachbarplaneten? Perseverance soll einige Jahre durch die rote Landschaft rollen, das Material untersuchen und Proben einsammeln. Die kleinen gefüllten Probenbehälter werden - so der kühne Plan - gegen Ende dieses Jahrzehnts von einer Marsproben
-Rückführmission, die NASA und ESA gemeinsam durchführen wollen, zur Erde geholt. Vielleicht verraten in gut zehn Jahren Marsproben aus dem Jahr 2021 die Existenz von kleinen grünen Mikroben. Die Landung von Perseverance kann man übrigens live von der NASA kommentiert, verfolgen: Ab 18:30 Uhr unsere Zeit auf
www.mars.nasa.gov. Was gibt es im Februar am Nachthimmel zu sehen?
Sternenhimmel
Die großen Wintersternbilder Orion, Stier und Zwillinge beherrschen weiterhin den Abend- und Nachthimmel. Doch sie rücken im Laufe des Monats langsam Richtung Westen und machen den Frühlingssternbildern Platz. Während des gesamten Monats ist der Löwe mit seinem hellen Stern Regulus im Südosten auszumachen und zur Monatsmitte steigt vor Mitternacht mit dem hellen Stern Spica in der Jungfrau ein weiterer Frühlingsvorbote über dem Horizont auf. Der Stern Sirius im Großen Hund (hellster Stern des nördlichen Himmels) erreicht seinen Höhepunkt im Süden und ist den gesamten Abend über sichtbar.
Planeten
Mars hält sich am Abendhimmel und ist in der ersten Nachthälfte hoch am Südwesthimmel im Sternbild Widder zu finden. Mit seinem hellen, orangefarbenen Licht ist er unübersehbar. Venus, Jupiter und Saturn bleiben im Februar unsichtbar.