Für euch daheim - Wissenswertes aus der Dorfgeschichte
Von Feldern,
Wiesen und deren Namen
Seit die Menschen sesshaft wurden ernährten sie sich überwiegend durch
Ackerbau und Viehzucht. Auch unsere Vorfahren in Durmersheim und Würmersheim
waren bis zum Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert von dem abhängig,
was auf ihren Feldern und Wiesen geerntet werden konnte. Bei schlechten Ernten
drohten Hunger und Not. Diese waren alltägliche Begleiter unserer Altvorderen,
auch weil durch die Realteilung bei der Erbfolge der Familienbesitz immer
kleiner wurde und sich die Familien oft nicht davon ernähren konnten. Ein Grund
übrigens für die ab dem frühen 18. Jahrhundert einsetzenden Auswanderungen aus
unseren Orten.

Um die Erträge zu steigern bearbeitete man die Felder auf der Gemarkung
(Fläche zwischen den Grenzmarken) bis zur Erfindung der künstlichen Düngung in
der sog. Dreifelderwirtschaft. Das Feld war in drei "Zelgen"
eingeteilt, von denen im Wechsel immer nur zwei mit Sommer- oder Wintergetreide
bepflanzt wurden und die dritte brach lag. Kartoffeln wurden in Baden erst um
1780 nach und nach angepflanzt.
Die obere Zelge, das Oberfeld (oder Metzelheckenfeld) begann
an der Bietigheimer Grenze und reichte bis zur Malscher Straße. Das Mittelfeld (oder Sohlfeld) lag in der
Mitte der Gemarkung bis zum Ettlinger Weg, das Niederfeld (oder Attigfeld) grenzte an den Mörscher Bann.
Aufgrund der geographischen Lage kam als vierte Zelge noch das im Tiefgestade liegende Dammfeld hinzu. Bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts waren dort aber nur die höher gelegenen Stellen als Weide- oder
Ackerland nutzbar, da das Gelände feucht und sumpfig war und erst durch Gräben
trockengelegt werden musste. In Würmersheim konnte so 1816 neu gewonnenes
Ackerland an die Würmersheimer verteilt werden. Heute zählen die Böden im
Tiefgestade landwirtschaftlich zu den besten.
Die Zelgen teilten sich im Laufe der Jahrhunderte in
"Gewanne" auf. Das Wort kommt von mittelhochdeutsch
"Gewende": Wo das Feld endet und der Pflug wendet.
Im Laufe der Zeit erhielten die Gewanne eigene Flurnamen.
Die Bezeichnungen gehen z.T. auf die Namen ehemaliger
Besitzer, auf Lage oder Beschaffenheit, auf ortsgeschichtliche Ereignisse oder
auf Wege und Straßen zu umliegenden Ortschaften zurück. Im Laufe der
Jahrhunderte haben sie Wandlungen und Veränderungen erfahren, einzelne
verschwanden und neue sind hinzugekommen. Oft hat sich auch die Schreibweise
durch Schreibfehler oder durch falsche phonetische Wahrnehmung verändert. So verwandelte
sich z.B. der ursprüngliche "Lindenhardter Weg" im Laufe der Zeit zu
"Leonharder Weg", der im Dialekt "Leinerder Weg" heißt.
Heute sind diese Flurnamen regelrecht vom Aussterben bedroht.
Wer nicht gerade ein Feldgrundstück besitzt oder sich interessehalber mit den
Namen beschäftigt kann mit Flurnamen wie "Beim hohen Stein - In den
Kleeäckern - Schwefeläcker - Schmalzgrube - Löwer - Morchelbühl" usw.
nicht viel anfangen.
Hier und da werden sie zwar noch in Straßennamen wie "Im
Eck - Auf den Heilberg - Am Rankrain - Am Lederacker - Am Rottlich usw." in
Erinnerung gehalten, aber ansonsten verschwinden sie immer mehr aus dem
Sprachgebrauch.
Die ältesten Verzeichnisse unserer Flurnamen sind in einer
Beschreibung des Herrenalber Klosterhofes von 1510 und einer solchen des
Pfarrwiddumgutes von 1542 enthalten.
In den Ortschroniken von Benedikt Schwarz (1902), Pfarrer
Franz Neumaier (1938) und Martin Burkart (2002) sind die meisten dieser Namen
aufgelistet und ihre Namensbedeutung erklärt. Auf der Internetseite des
Hardtmuseums
www.ak-heimatpflege-durmersheim.de stehen diese Listen in den
Verzeichnissen "Ortsgeschichte Durmersheim" und Ortsgeschichte
Würmersheim".