Nicht alle Kinderzähne sind gesund! - Weitere Patenzahnärzte für Kitas gesucht
"Die
Zahnärztin ist da!", jubeln die Kinder und hüpfen vor lauter Begeisterung. Mit
so viel Freude wird das Team der Regionalen Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit
(RAGZ) im Landkreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden in aller Regel in den Kindergärten
in Empfang genommen. Das RAGZ-Team
um Jugendzahnärztin Natalya Huxmann und den Fachfrauen für Zahngesundheit
Gabriela Haberstroh, Claudia Keller und Sabine Merkel erklärt den Kindern, wie
ihre Zähne lange gesund bleiben. Dabei hilft nicht nur die mitgebrachte "Puppe
Lola", sondern auch ein fröhliches Zahnputzzauberlied. Und auch die Eltern
bekommen Hausaufgaben, denn sie sind Vorbild und ihre Aufgabe ist es, Kinderzähne
morgens und abends sauber zu putzen. Bis etwa zum neunten Lebensjahr benötigen
die Kinder Hilfe beim Zähneputzen. Erst wenn ein Kind flüssig schreibt, kann es
seine Zähne wirklich rundherum sauber putzen. Um Kindern
die Wichtigkeit der richtigen Pflege deutlich zu machen, wird Zahnmedizinische
Gruppenprophylaxe in den rund 140 Kindergärten und 80 Grundschulen angeboten. Dafür
wurde vor drei Jahrzehnten die RAGZ gegründet. Zusammen mit derzeit etwa 40 Patenzahnärzten
setzt sie sich für die Zahngesundheit von klein auf ein. "Es ist schade, wenn
erst bei Schmerzen der Zähne erkannt wird, wie wichtig die regelmäßige Vorsorge
und die richtige Pflege wirklich sind", erklärt Jugendzahnärztin Natalya
Huxmann und hofft dringend, dass sich weitere Zahnärzte in der Region
bereiterklären das RAGZ-Team zu unterstützen. "Der Besuch des Zahnarztes in der
Kita schafft bei den Kindern viel Vertrauen und die Eltern bekommen einen
Hinweis für die regelmäßigen Kontrolltermine in der Praxis." In der
Gesundheitserziehung kommt dem Kindergarten neben der Familie eine besondere
Bedeutung zu. Die Erzieherinnen können bei den Kindern eine gesundheitsbewusste
Haltung wecken und mit ihnen das richtige Zähneputzen einüben. Aber die
Hauptakteure sind die Eltern und deshalb ist das Wissen von Eltern für eine
zahngesunde Entwicklung so wichtig.
Laut einer
Studie von 2018 bestehen hier allerdings erhebliche Wissensdefizite. So wussten
fast 13 Prozent der befragten Mütter nicht, dass kariöse Milchzähne behandelt
werden müssen. Nahezu die Hälfte der Mütter glaubte, dass Karies hauptsächlich
genetisch bedingt sei. "Deshalb sind alle Bemühungen vergeblich, wenn die
Eltern nicht die Empfehlungen für eine bessere Mundhygiene aufgreifen und
verstärken", bekräftigt Huxmann. Und hier
hapert es bereits früh, wie die Untersuchung weiter verdeutlicht, weil manche
Eltern ihre Kinder bereits im Kindergartenalter nicht beim Zähneputzen unterstützen.
Bei mehr als einem Drittel der untersuchten Schulkinder wurde eine unbefriedigende
Mundhygiene festgestellt. Auch in den Kindertagesstätten ist Zähneputzen heutzutage
nicht mehr selbstverständlich, obwohl die Zahnpflege zum Erziehungsauftrag gehört. Jugendzahnärztin Natalya
Huxmann stellt bei ihren Besuchen fest, dass Milchzahnkaries bereits bei den
unter Dreijährigen ein großes Problem darstellt. Fehlende Zähne oder
Entzündungen im Mund seien im Hinblick auf die Sprachentwicklung und -förderung
der Kinder eine sehr besorgniserregende Entwicklung. Auch die jüngste
Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) zur
Karieserfahrung bei Kindern beweist einen deutlichen Handlungsbedarf, sowohl
bei der Prävention als auch bei der Therapie von Karies im Milchgebiss.
Deutschlandweit haben hiernach nur 56,4 Prozent der Schulanfänger naturgesunde
Gebisse. In Baden-Württemberg ist die Karieslast in dieser Altersgruppe sogar
noch höher. Landesweit weisen lediglich 53,8 Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen
gesunde Zähne auf. Im Bereich Rastatt und Baden-Baden beträgt der Anteil bei
den Erstklässlern 56 Prozent. Mit dem
einfachen Konzept der "Fünf Finger-Regel für gesunde Kinderzähne" möchte die
RAGZ die Mundhygiene als Norm verfestigen. Dass die Kinder im Kindergarten
wieder Zähneputzen üben ist das größte Ziel. Dabei erlernen die Kinder die
Zahnputzsystematik "KAI plus". Dafür bekommt jede Kita von der RAGZ eine CD mit
dem Zahnputzzauberlied und die Kinder entsprechend den Liedtext und die visualisierte
"Fünf Finger Regel" für Zuhause. Das Lied hilft den Kindern einen emotionalen
Bezug zur Zahngesundheit herzustellen und soll darüber hinaus die Eltern motivieren,
die Kinderzähne sauber zu putzen. Kinder, die
das Zähneputzen in der Kita über die Jahre erleben, greifen auch zu Hause zur Bürste,
selbst wenn sie dabei nicht aktiv unterstützt werden. Die tägliche
Zahnputzübung in der Kita gibt allen Kindern die Chance, eine
Zahnputzsystematik zu erlernen und sensibilisiert sie nachhaltig für eine
ritualisierte Mundpflege.