Seit einiger Zeit beliebt und damit immer häufiger zu
beobachten sind die sog. Schottergärten. Nicht zu verwechseln mit den echten
Steingärten, die natürliche Lebensräume nachbilden und entsprechend angepassten
Pflanzen- und Tierarten eine Heimat bieten sollen. Schottergärten sind geprägt
von möglichst "sauberen" Stein- und Kiesflächen, vielleicht noch aufgelockert
durch eine einsame Araukarie oder anderen Baum oder Busch, vielleicht noch
garniert durch Plastikpflanzen. Warum machen das Gartenbesitzer so?
Erste Motivation dürfte sein, dass ein solcher Garten einen
gewissen ästhetischen Reiz haben kann. Daran mag etwas sein. Die zweite und
wohl stärkere Motivation ist in der Regel, dass solche Vorgärten pflegeleichter
sein sollen. Aber stimmt das eigentlich?
Schon hier sind Zweifel angebracht. Zugegeben: in einem
Schottergarten muss zwar am Anfang kein Gras gemäht und Unkraut gejätet werden.
Aber über kurz oder lang sammelt sich auch dort (wenn nicht ständig der umweltunfreundliche
Laubbläser läuft) Herbstlaub an, das zu Humus wird und auf dem Flugsamen aller
Art keimen. Dann ist wieder Gartenarbeit angesagt, wenn man nicht zu Glyphosat(!)
greifen will. Im Laufe der Jahre ist es dann ziemlich bald mit der
Pflegeleichtigkeit vorbei!
Gegen den vordergründigen Vorteil der anfänglichen
Pflegeleichtigkeit steht weiterhin, dass solche Gärten ein Totalausfall für die
Natur sind und biologisch nahezu tot! Hier lebt fast nichts mehr. Im Grunde
genommen könnte man solche Flächen auch betonieren und grün anstreichen - dann
hat man wenigstens noch etwas "Grün in der Stadt". Unter ökologischen
Gesichtspunkten sind Schottergärten jedenfalls wirklich Gärten des Grauens! Wer
dagegen seinen Garten im traditionellen Sinn versteht, nämlich als Lebensraum
für sich und die Natur, wird andere Wege gehen!
Ein weiterer Grund spricht gegen die modernen
Schottergärten, was gerade im heißen Sommer 2018 deutlich wurde: ein richtiger
Garten mit Pflanzen sorgt für eine gewisse Verdunstungskälte und damit Kühlung der
Umgebung. Ein Schottergarten heizt sich auf und gibt diese Wärme in der
nächsten Nacht wieder ab.
Und zum Schluss: Schottergärten sind im Grunde genommen
illegal! Die Landesbauordnung schreibt im §9 Abs. 1 vor, dass die "nicht
überbauten Grundstücke Grünflächen sein müssen, soweit diese Flächen nicht für
andere zulässige Verwendung benötigt werden". Unter Grünflächen sind Flächen
mit Pflanzen gemeint. Ähnliche Anforderungen stellt das Landesnaturschutzgesetz.
Mittlerweile schreiben auch viele neuere Bebauungspläne vor, wie und mit
welchen Pflanzen die Freiflächen zu begrünen sind. Bitte denken Sie an all'
dies bei Ihrer Gartengestaltung und machen Sie einen großen Bogen um die Gärten
des Grauens! Möglichst naturnahe und blütenreiche Gartenflächen sind wichtig
für die Insekten und für das Klima! Und Hand aufs Herz: sind blühende
Wiesenflächen nicht doch schöner als sterile Schotterflächen? Auszug mit Genehmigung von RA Gerold Steiner, BUND
Stutensee, aus seinem Bericht im Heft "Haus und Garten" 7/2019.