Konzertfreunde Hardt e. V.
Expressivität und Delikatesse - das Minguet Quartett zu Gast bei den Konzertfreunden Hardt e. V.
Die gut besuchte Aula der Realschule Durmersheim, inspirierend ausgestattet mit Bildern
des in Durmersheim lebenden und arbeitenden Künstlers Bernard Ndour, war der
passende Ort für den fulminanten Abschluß der Konzertsaison Herbst
2018/Frühjahr 2019 der "Konzertfreunde Hardt e.V." mit dem weltweit
renommierten Minguet Quartett.
Schon im Kopfsatz von Joseph Haydn's letztem vollendeten
Streichquartett, F-Dur, op. 77 Nr. 2, Allegro moderato, 1799 komponiert, zeigte
das Ensemble mit Ulrich Isfort, 1. Violine,
Annette Reisinger, 2. Violine, Aroa Sorin, Viola und Matthias Diener,
Violoncello, sein anerkannt hohes interpretatorisches Format. Das Hauptthema wurde in wundervoll
differenzierender Artikulation, temperamentvoll vorgetragenen, dazu
kontrastierend weich gespielt das lyrische Seitenthema.
Den zweiten Satz, ein Menuett, Presto, nahmen die
Interpreten mit viel tänzerischem Witz. Der dritte Satz, Andante, profitierte
von der riesigen dynamischen Bandbreite, mit der die Musikerinnen und Musiker
die vier Stimmen dieses packenden Variationensatzes aus Haydn's Spätwerk zu
spielen verstanden. Das Finale schließlich, mit seinen teils gassenhauerischen
Elementen, kam sinnreich, in fast zupackender Härte, tumultös daher.
Für das anschließende einsätzige Werk, die Ballade d-moll
von Josef Suk (1874 - 1935), waren das völlig kongeniale Engagement der vier
Mitglieder des Ensembles, mit seiner hohen Verschmelzung der Stimmen bei
gleichzeitiger Durchsichtigkeit des Klangs sowie einem bewusst eingesetzten, oft
schlank gehaltenen Vibrato, der ideale Nährboden. Josef Suk's spätromantische
Harmonik wurde in sattem, gleichsam zum "Bersten angefüllten" Klang ausgeführt
und zeigte so einen geradezu märchenhaften Ausdruck. In der Coda eine
wunderschön hervortretende Bratsche.
Gleich anschließend das
Orchesterlied "Ich bin der Welt abhanden gekommen" von Gustav Mahler
(1860 - 1911), in der Bearbeitung für Streichquartett von Annette Reisinger.
Die in vollendeter Bogenführung und inniger Klanggebung gestalteten riesigen
Spannungsbögen der Melodik sorgten für einen besinnlichen Abschluß vor der
Pause.
Danach dann das Streichquartett f-moll, op. 80, von Felix
Mendelssohn-Bartholdy (1809 - 1847). Auch hier handelt es sich um den letzten
Beitrag des Komponisten zur Gattung Streichquartett. Das Werk steht hörbar
unter dem Einfluss des Gefühls von heftiger Trauer um den Tod seiner Schwester Fanny und Mendelssohn's Versuch,
dies künstlerisch zu verarbeiten.
Im Kopfsatz, Allegro vivace assai, mit seinen dramatischen
Tremoli, quer durch alle 4 Instrumente, sowie seinen rhythmisch und melodisch
ausladenden Themen beeindruckten vor allem auch die riesigen musikalischen
Bögen im Durchführungsteil, wodurch, trotz aller eruptiv-dramatischen Elemente,
das Organische in der Komposition deutlich wurde.
Der zweite Satz, Scherzo, Allegro assai, bestach durch einen
wunderbaren Kontrast zwischen dem aufwärtsstrebenden, synkopierenden 1. Thema
und dem lyrisch-sanft dargebotenen 2. Thema. Im langsamen dritten Satz, Adagio,
kamen wieder eindrucksvolle dynamische Spannungsbögen sowie ein geradezu
"schwereloses" Legato im Bogenstrich zu Gehör. Mit den elegant und zugleich
expressiv dargebotenen Tremoli des vierten und letzten Satzes schließlich
krönte das Quartett sein ebenso anspruchsvolles wie unterhaltsames Programm.
Das Publikum dankte mit begeistertem Applaus. Mit einem kurzen Satz von Peter
Ruzicka als Zugabe klang der Abend aus.