Durmersheim - seine Natur und Landschaft
Frühjahrsblüher im
Naturschutzgebiet Rottlichwald
Das Naturschutzgebiet Rottlichwald ist unser ältestes
Naturschutzgebiet in Durmersheim. Es wurde bereits am 12.08.1939 im Amtsblatt
des Badischen Ministeriums für Kultus und Unterricht verkündet und wird somit
dieses Jahr bereits 80 Jahre alt. Es liegt auf der Gemarkung Würmersheim am
westlichen Ende des Gemeindegebiets. Die Verbindungsstraße von Würmersheim nach
Au am Rhein durchschneidet das Naturschutzgebiet sowohl mit der alten, als auch
mit der neuen Streckenführung der Kreisstraße 3721. Für Waldbesucher ist es von
dort aus gut zu erreichen. Hier beginnt ein 1,5 km langer Rundweg, der durch
den Wald führt.
In der recht knapp gehaltenen Schutzgebietsverordnung von
1939 ist der Schutz der Pflanzen das oberste Ziel und erst nachfolgend der
Schutz der dort lebenden Tiere. Dies wird durch eine strenge Liste an Verboten
wie, "Pflanzen zu beschädigen, auszureißen, auszugraben oder Teile davon
abzupflücken, abzuschneiden oder abzureißen" und "frei lebenden Tieren
nachzustellen, sie mutwillig zu beunruhigen, zu ihrem Fang geeignete
Vorrichtungen anzubringen, sie zu fangen oder zu töten, oder Puppen, Larven,
Eier oder Nester und sonstige Brut- und Wohnstätten solcher Tiere fortzunehmen
oder zu beschädigen..."

Auch
wenn sich die Begrifflichkeiten in ihrer Bedeutung decken oder wiederholen, so
erkennt man doch deutlich, dass der Schutzzweck der hier vorkommende Reichtum
der Pflanzenwelt ist. Vor allem die Frühjahrsblüher, die im sehr zeitigen
Frühjahr den lichtdurchfluteten Waldboden bedecken, bevor die darüberstehenden
Bäume ihre Blätter austreiben und somit den Waldboden abdunkeln. Ein besonderer
Schatz, für den das Naturschutzgebiet Rottlichwald auch überregionale
Verantwortung übernommen hat, ist der Zweiblättrige Blaustern (Scilla bifolia).
Er hat im Süden Deutschlands seine nördliche Verbreitungsgrenze und kommt dort
hauptsächlich noch am Oberrhein auf feuchteren Standorten vor. Die Blütezeit
reicht von März bis zum Schluss des Kronendaches im April. Die Verbreitung der
Samenkapseln wird oft durch Ameisen übernommen. Gleichzeitig findet wie bei
allen Geophyten eine vegetative Vermehrung durch die Teilung der Zwiebel im
Boden statt.
Die Frühjahrsblüher sind für die Insektenwelt ein wichtiger
Nektarlieferant und sichern den Start in ein neues Jahr. Im Rottlichwald finden
sich auch der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava) in der violetten und weißen
Farbvariante, der seltene Wald-Gelbstern (Gagea lutea), das Gelbe Windröschen (Anemone
ranunculoides), das Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), die Hohe
Schlüsselblume (Primula elatior), die Schuppenwurz (Lathraea squamaria) und natürlich der Bärlauch (Allium ursinum).
Das Vorkommen dieser zum Teil sehr seltenen Pflanzen hatte bewirkt, die
Erwägungen dieses Naturschutzgebiet wieder aufzuheben, doch noch zu verwerfen.
Derzeit steht der Rottlichwald erneut vor einer bedeutenden
Wendung. Das Eschentriebsterben (eine Pilzerkrankung) führte zum fast flächigen
Absterben der Esche. Das jahreszeitliche Spiel zwischen Licht und Schatten muss
möglichst schnell wieder hergestellt werden, um eine Vergrasung des Bodens zu
verhindern. Eine wichtige Rolle spielt hier die Verjüngung des Waldbestandes.
Nutzen Sie doch die kommenden Frühlingstage für eine
Entdeckungstour im Rottlichwald mit Blick auf den Waldboden...
Michael Gues, Forstrevierleiter
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