Die Erkrankung Demenz
ist in aller Munde. Tritt die Krankheit innerhalb einer Familie auf, wird dies
oft aus Scham lange verschwiegen. Erst wenn die Symptome der Erkrankung nach
außen hin sichtbar werden, vertrauen sich die Betroffenen dem näheren Umfeld
an.
Doch die Zahl der
Betroffenen wird weiter ansteigen. Neben dem Aspekt der Versorgung ist daher
die Frage, wie Betroffene und Angehörige aber auch die Gesellschaft mit der
Erkrankung Demenz umgehen, die wichtigste. Der Pflegestützpunkt des Landkreises
Rastatt, der auch Beratung zum Thema Demenz anbietet, rät Betroffenen und
Angehörigen die Krankheit keinesfalls zu tabuisieren. "Ein möglichst offener
Umgang mit der Diagnose trägt nach unserer Erfahrung dazu bei, ein Hilfesystem
aufzubauen und Vorbehalte im Kontakt mit dem erkrankten Menschen abzubauen", betont
Catarina Weiß, eine von drei Beraterinnen beim Pflegestützpunkt.
Andernfalls lastet die
Pflege und Betreuung oft nur auf einzelnen Familienmitgliedern, die letztlich
irgendwann "ausbrennen". Daher ist es wichtig, die Aufgabe auf mehrere
Schultern zu verteilen und frühzeitig Unterstützung zu suchen. Die Pflegeperson
muss auch Auszeiten für sich in Anspruch nehmen, um wieder "aufzutanken". Und
sie sollte ihre sozialen Beziehungen oder auch Freizeitaktivitäten nicht völlig
einstellen. Häufig müssen pflegende Angehörige sich dafür erst selbst eine
"innere Erlaubnis" geben oder von ihrem Umfeld Zustimmung und Verständnis erfahren.
Dies setzt allerdings wiederum ein Offenlegen der Erkrankung voraus.
Die Zahl der pflegenden
Angehörigen geht kontinuierlich zurück. Es wird aus demografischen Gründen
immer mehr alleinstehende Demente geben, die auf Hilfe von außen angewiesen
sind. Umso wichtiger ist es, dass nicht nur Angehörige bereit sind, einem Erkrankten
ohne Vorbehalte zu begegnen.
Gerade im Anfangsstadium
sind Betroffene noch aktiv und wollen ihren Alltag mitgestalten. Zusammen mit
ihren Angehörigen kann jetzt gemeinsam überlegt werden, wie die Zukunft
organisiert und verbracht werden soll. Am Anfang der Erkrankung braucht ein Betroffener
nur in einigen Bereichen Unterstützung. Wenn sein soziales Umfeld in die
Gestaltung des Alltags eingebunden wird, also bei Bedarf da ist und über den Unterstützungsbedarf
Bescheid weiß, kann der Betroffene möglichst lange selbstständig handeln. Das
Gefühl von "ich kann etwas", "ich gehöre dazu" und "ich bin jemand" bleibt
länger erhalten und hat einen positiven Effekt auf den Erhalt des Selbstwertgefühles.
Ein offener Umgang, so früh
wie möglich, mit der Krankheit ist auch ein guter Weg, um gemeinsam einen neuen
Rhythmus für den Alltag zu finden. "Die demenziell Erkrankten verlieren nach
und nach die Fähigkeit sich selbst zu motivieren, sind daher auf Impulse von
außen angewiesen", so Weiß. Deshalb sollten Anregungen und Ermutigungen aus
einem Umfeld kommen, das entsprechend informiert ist, damit es angemessen reagieren
kann. Die meisten Erkrankten wünschen sich, so lange wie möglich einen normalen
Alltag zu leben und auch aktiv daran mitzugestalten. Die Teilhabe an einem
funktionierenden Sozialleben ist ein Merkmal von Lebensqualität.
Bei Fortschreiten der
Krankheit sind die Angehörigen mehr und mehr auf externe Hilfe angewiesen, da
meistens eine Betreuung rund um die Uhr notwendig wird. Wenn sich von Anfang an
ein helfendes Milieu von Unterstützern und Begleitern gebildet hat, kann der
pflegende Angehörige jetzt darauf zurückgreifen. Dann gerät auch er in der oft
jahrelangen Pflege und Betreuung nicht in ein soziales Abseits. Die Pflege im eigenen
Zuhause, auch in einem späten Stadium, kann dann noch möglich sein.
"Auch gesellschaftlich muss
sich etwas tun im Umgang mit Demenzkranken. Ein Recht zur Unterstützung auf
Teilhabe ist auch für Demenzkranke eine Selbstverständlichkeit", betont Catarina
Weiß. Viele Menschen sind gerne bereit sich darauf einzustellen und sich im
täglichen Umgang damit auseinanderzusetzen. Damit die Menschen, mit denen wir häufig
zu tun haben, wie zum Beispiel die Verkäuferin beim Bäcker oder Metzger, entsprechend
reagieren können, sollten diese gegebenenfalls auch über eine bestehende Erkrankung
Bescheid wissen. Dafür aber ist ein offener Umgang mit dem Krankheitsbild
Demenz Voraussetzung.
Weitere Information: Pflegestützpunkt Landkreis
Rastatt, Telefon 07222/381-2160 oder per E-Mail an pflegestuetzpunkt@landkreis-rastatt.de.