Alkoholmissbrauch Jugendlicher geht Eltern und Vereine an
2016 und 2017 wurden jeweils
36 Jugendliche im Landkreis Rastatt alkoholisiert ins Krankenhaus eingeliefert.
Statistisch waren das in den vergangenen beiden Jahren damit mehr als doppelt
so viele wie 2015 mit nur 17 Einweisungen.
Nach dem sehr erfreulichen Rückgang
vor drei Jahren sind die Zahlen in der Altersgruppe der Zehn- bis 17-Jährigen
wieder angestiegen. Dennoch ist diese Entwicklung bislang kein neuer Trend, stellt
Gudrun Pelzer, die Kommunale Suchtbeauftragte des Landkreises Rastatt, fest.
"In den Jahren 2007 bis 2014 waren die Zahlen zum Teil deutlich höher. Trotzdem
ist jeder Jugendliche, der ins Krankenhaus eingeliefert wird, einer zu viel."
Jugendliche wollen und werden
ausprobieren, ob das nun Alkohol oder andere riskante Verhaltensweisen sind,
mit denen experimentiert wird. "Es ist illusorisch anzunehmen, dass man das
Ausprobieren verhindern kann. Aber Verantwortliche können viel dafür tun, dass
der Missbrauch von Alkohol erschwert wird und dass Jugendliche nicht allein gelassen
werden, wenn etwas passiert", appelliert Pelzer.
Zu den Maßnahmen im Landkreis
Rastatt gehört das Projekt "HaLT" mit seinem Angebot an Jugendliche, die ins
Krankenhaus eingeliefert werden, an einem Risiko-Check teilzunehmen. Jugendliche
werden noch im Krankenhaus von Fachkräften der Fachstelle Sucht Rastatt/Baden-Baden
zur Teilnahme eingeladen. Bei diesem Angebot geht es um die Reflexion des
schädlichen Verhaltens. Neben Informationen zum Thema Alkohol und dem Austausch
mit anderen Jugendlichen können sie beispielsweise beim Klettern "Kicks" einmal
anders erleben und lernen, Grenzen zu erkennen und Verantwortung für sich und
andere zu übernehmen. Elterngespräche gehören ebenfalls zum Programm.
HaLT-Jugendschutzteams sind bei
Festen und Umzügen im Einsatz und tragen zur Befriedung der Veranstaltungen
bei. Städte, Gemeinden und Festveranstalter planen in der Regel sehr viel
genauer als früher, um alkoholbedingte Störungen bei den Festen zu verhindern.
Es sind nicht nur Jugendliche unter 18 Jahren, die durch übermäßigen Alkoholkonsum
auffallen, sondern zunehmend junge Erwachsene über 18.
In den letzten Jahren haben sich
103 Vereine im Landkreis Rastatt zum "Jugendfreundlichen Verein" zertifizieren
lassen. Die Zertifizierung ist Teil des HaLT-Projekts. Derart ausgezeichnete Vereine
legen ihr Augenmerk auf die Umsetzung des Jugendschutzgesetzes und sind sich
ihrer Vorbildfunktion gegenüber Kindern und Jugendlichen bewusst. "Wir sind
froh über die Unterstützung der Vereine, die in ihrer Jugendarbeit wie auch bei
Festen verantwortungsvoll mit dem Thema Alkohol umgehen", betont Pelzer.
Übermäßiger Alkoholkonsum findet
bei Jugendlichen aus allen Schichten statt. Durch den Konsum von hochprozentigem
Alkohol, gerade in der Ausprobierphase, ist das Risiko hoch, schnell einen
Betrunkenheitsgrad zu erreichen, der eine Einweisung in ein Krankenhaus
notwendig macht.
Zu einer Verfestigung des
schädlichen Verhaltens können auch Eltern unbeabsichtigt beitragen, wenn sie
das Thema totschweigen, vor allem wenn der minderjährige Sohn oder die
minderjährige Tochter betrunken nach Hause kommt. Eltern werden informiert,
wenn Jugendliche auf einem Fest alkoholisiert auffallen. Manche Jugendliche
zeigen kaum Ausfallerscheinungen, obwohl das Alkoholmessgerät einen deutlichen
Promillewert anzeigt. "Da das in der Regel ein Anzeichen dafür ist, dass
bereits eine Alkoholgewöhnung eingetreten ist, sollten solche Hinweise nicht
bagatellisiert werden", warnt die Suchtbeauftragte.
Das jugendliche Gehirn befindet
sich in der Entwicklung und reagiert empfindlich auf das Zellgift Alkohol. Das
hat zur Folge, dass Jugendliche schneller alkoholabhängig werden als
Erwachsene. Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern im Gespräch bleiben und
auch dieses schwierige Thema nicht scheuen.
Informationen:
Landratsamt Rastatt, Kommunale Suchtbeauftragte Gudrun Pelzer, Telefon 07222/381-2114
oder per E-Mail an g.pelzer@landkreis-rastatt.de.