Am 11.11.2017 fand in Stuttgart ein Zukunftsforum Naturschutz zum Thema "Droht ein stummer Frühling? Weniger Insekten - Ursachen und Folgen für Mensch und Natur" statt. Auf der vom Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e.V. und vom Evangelischem Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart organisierten Veranstaltung wurde folgende Resolution erarbeitet.
Die "UN-Dekade Biologische Vielfalt" 2011-2020 ist eine Initiative der Vereinten Nationen zum weltweiten Erhalt der biologischen Vielfalt. In Deutschland trägt sie seit November 2011 dazu bei, die Ziele der UN-Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) zu erreichen. Diese sind in Deutschland eng mit der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) verbunden, die im Oktober 2015 durch das Handlungsprogramm "Naturschutz-Offensive 2020" ergänzt wurde. Das Handlungsprogramm "Naturschutz-Offensive 2020" zur Umsetzung der NBS formuliert: "Es ist noch nicht gelungen, die Belastungen, denen die biologische Vielfalt in Deutschland ausgesetzt ist, so zu verringern, dass sie sich im notwendigen Maße regenerieren kann. Hier sind vor allem diejenigen Akteure aufgefordert, die für die Landnutzungen in der Normallandschaft verantwortlich sind, bis 2020 die Belange der biologischen Vielfalt deutlich besser zu berücksichtigen." Bei den Insekten ist schon seit vielen Jahren, zuletzt noch stark beschleunigt, ein dramatischer Rückgang der Insektenmasse zu beobachten. Der erste Warnruf erfolgte bereits 1962 durch Rachel Carson. In den vergangenen 27 Jahren hat die Gesamtmasse der Insekten in Teilen Deutschlands um mehr als 75 Prozent abgenommen. Ein öfters zitierter, praktischer Beleg dafür ist die Windschutzscheibe: Während vor Jahren im Sommerhalbjahr nach jeder längeren Autofahrt bei trockenem Wetter die Windschutzscheibe voller toter Insekten war, sind heute kaum noch Insektenopfer an den Scheiben zu beobachten.
Insekten stehen am Anfang vieler Nahrungsketten. Es verwundert daher nicht, dass auch bei zahlreichen Tierarten, die sich hauptsächlich von Insekten ernähren, ein Bestandsrückgang zu beobachten ist. Beispielsweise liegt er bei insektenfressenden Vogelarten bei 30 %, in manchen Regionen bei mehr als 50 %. Viele Vogelfreunde können diese Entwicklung durch Beobachtungen am Futterhaus und zur Brutzeit im eigenen Garten bestätigen. Doch nicht nur Vögel, auch Fledermäuse, Reptilien, Amphibien und selbst Fische sind betroffen. Als Hauptursachen für den Insektenschwund werden Entwicklungen in einer von ökonomischen Zwängen geleiteten und damit zunehmend intensiveren und naturferneren Landbewirtschaftung diskutiert:
1. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die Insekten direkt oder indirekt schädigen (Wirkung von Insektiziden auch auf Nicht-Zielorganismen) oder ihnen die Nahrungsgrundlage entziehen (Herbizide). Manche Pestizide, so die hochtoxische Gruppe der Neonicotinoid-Insektizide, wirken selbst in geringsten Mengen und haben lange Halbwertszeiten. Durch Fernwirkung (z. B. weiträumige Verbreitung durch thermische Luftbewegung) wirken sie auch in unbehandelten Gebieten, wie z. B. Naturschutzgebieten. Sie gelangen über ihren Weg in die Nahrungskette letztlich auch in uns Menschen.
2. Der Mangel an blumenbunten Wiesen, weil Grünland sowohl in der intensiven Milchviehwirtschaft als auch bei der Biogaserzeugung stark gedüngt und häufig gemäht wird, was artenarme, grasreiche Bestände zu Lasten von Kräutern und Insekten begünstigt. Kleinstrukturen in der Agrarlandschaft (Niederhecken, Einzelbäume, Raine, "Ödland"-Reste, kleinteilige Nutzung) mit ihren ökologisch wertvollen Grenzlinien sind verschwunden. Die vorherrschenden großflächigen Monokulturen lassen kaum noch Lebensräume für viele Arten offener Landschaften. Feldhase, Rebhuhn, Feldlerche, Grauammer, Braunkehlchen, Kiebitz und - weniger auffällig - zahllose Insektenarten verlieren in unserer Landschaft ihre Lebensgrundlage. Aber auch der generelle Verlust von Lebensräumen durch Überbauung, Versiegelung und Zerschneidung für Siedlungsbau und Verkehrswege, daneben auch Falleneffekte durch nächtliche Beleuchtung und andere Faktoren spielen eine Rolle, beispielsweise der Nahrungsmangel für blütenbesuchende Insekten im Siedlungsbereich. In Privatgärten - deren Fläche insgesamt etwa so groß ist wie alle Naturschutzgebiete Deutschlands - finden sich immer weniger pollen- und nektarspendende Blühpflanzen, weil entweder hochgezüchtete "gefüllte" Sorten gewählt oder Gärten "pflegeleicht" und artenarm angelegt werden.
Wir fordern bzw. rufen deshalb dazu auf, ...
. . . unverzüglich einen Bund-Länder-Aktionsplan gegen das Insektensterben ins Leben zu rufen.
- die Ursachenforschung muss verstärkt werden und es muss eine wissenschaftliche Debatte, völlig unabhängig von ökonomischen Interessen stattfinden. Parallel dazu muss ein deutschlandweites Monitoring verbessert bzw. gefördert werden.
... den Pestizidverbrauch zu reduzieren
- nachdem es zahlreiche Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Insektensterben und der Anwendung der insektizid wirksamen Neonicotinoide gibt, muss als Vorsorgemaßnahme die Zulassung für diese Stoffe aufgehoben werden, bis die Ursachen eindeutig geklärt sind.
- gezielte Forschung, um die Ursachen für das Insektensterben genauer zu ermitteln und die relevanten Pestizid-Inhaltsstoffe sowie deren Wechselwirkungen zu identifizieren.
- ein wirkungsvolles Pestizid-Reduktions-Programm nach dem Beispiel von Frankreich und Dänemark.
- eine konsequentere Anwendung und Überwachung des Schadschwellenprinzips bei der Anwendung von Pestiziden.
- ein Verbot des Einsatzes nicht im Biolandbau zugelassener Pflanzenschutzmittel in privaten Kleingärten.
- die intensive Förderung der gentechnikfreien Resistenzzucht bzw. des Einsatzes von Nützlingen in der Pflanzenproduktion.
...die Agrarlandschaft wildtierfreundlich zu gestalten
einer naturnahen Landbewirtschaftung.
- Extensivierung landwirtschaftlich intensiv genutzter Flächen etwa mit finanzieller Unterstützung über attraktive Extensivierungsprogramme.
- Aufbau und Erhalt eines Biotopverbundes und von Sonderbiotopen. Förderung der Artenvielfalt auf Äckern und artenreichem Grünland mit Vernetzungselementen im Förderprogramm FAKT.
- beenden der Förderung von Biogaserzeugung aus Anbaubiomasse.
- Stickstoffeinträge in die Landschaft vermindern durch gezielteren Einsatz von Düngemitteln und Ausstoß von weniger Immissionen aus Landwirtschaft, Verkehr und Industrie.
- konsequente Umsetzung von Gewässerrandstreifen, um den Eintrag von Pestiziden zu reduzieren und die Lebensräume für ufergebundene Insekten zu verbessern.
...urbane Räume insektenfreundlich zu gestalten
- naturnahe, insektenfreundliche Gestaltung und Pflege (u. a. Verwendung von Saat- und Pflanzgut aus dem umgebenden Naturraum, Reduzierung der Mahdhäufigkeit) öffentlicher Grünflächen, von Straßenbegleitflächen sowie von Privatgärten.
- Dachbegrünung ist als Maßnahme auch zur Förderung der Insektenvielfalt in allen geeigneten Fällen vorzuschreiben.
- von Grünflächen und Vernetzungsbiotopen bei der Nachverdichtung von Baugebieten.
- Reduzierung der nächtlichen Beleuchtung und Verwendung insektenfreundlicher Leuchtmittel bzw. Wellenlängen.
Zur Finanzierung der erforderlichen Maßnahmen schlagen wir eine Neuausrichtung des Solidaritätszuschlages vor. Einst eingeführt zum Aufbau wirtschaftlich blühender Landschaften in Ostdeutschland, soll er nun den Wiederaufbau ökologisch blühender Landschaften in ganz Deutschland unterstützen.
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