Sprache und Arbeit befördern die Integration - Landratsamt hilft mit Bewerberprofilen
Die
Einbindung von Flüchtlingen in Ausbildung oder Arbeit ist wichtig für die langfristige
Integration, da sie auch der Schlüssel für die Unabhängigkeit von Sozialleistungen
ist und das Selbstwertgefühl enorm fördert.
Der
23-jährige Syrer Abdulrahman Jehran, der in Ottersweier eine neue Heimat gefunden
hat, ist ein gutes Beispiel dafür, wie Integration gelingen kann. Schon im
Vorjahr war er für vier Monate als Bademeister in Schwarzwaldbad Bühl beschäftigt.
Dass er seine Sache gut gemacht hat, zeigt die Tatsache, dass er im Februar dieses
Jahres wiederum in Vollzeit für die laufende Badesaison angestellt wurde und
mittlerweile einen Zweijahresvertrag in der Tasche hat. Betriebsleiter Andreas
Schrott hat aufgrund der guten Erfahrungen zwischenzeitlich zwei weitere
Flüchtlinge eingestellt. "Ich bin positiv überrascht und beeindruckt von ihrem
Engagement und ihrer Arbeitsleistung."
Abdulrahman
Jehran ist voller Stolz, dass er nun komplett unabhängig von sozialen
Leistungen seinen Lebensunterhalt bestreiten und auch seine Wohnung selbst bezahlen
kann.
"Gute
Deutschkenntnisse sind das "A und O" für die Geflüchteten, die in Deutschland
leben und arbeiten möchten", betont Eva Pranjic, die Leiterin der Flüchtlingssozialberatung
im Landratsamt Rastatt. Wer erste Deutschkenntnisse vorweisen kann, tut sich
leichter, eine Arbeitsstelle zu finden und wer einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz
bekommt, erhöht seine Chancen enorm, sich die deutsche Sprache rascher anzueignen
und sich mit Kollegen und im Alltag verständigen zu können. "Das eine bedingt
und stärkt das andere".
Auch die Geschichte
des 44-jährigen Ahmad Alkanj zeigt die hohe Integrationsbereitschaft der
geflüchteten Menschen. Der in Bühl wohnende Syrer ist seit Oktober 2015 in
Deutschland. Seit Mai dieses Jahres ist er bei Maler Kopf in Ottersweier beschäftigt,
zunächst in Teilzeit, mittlerweile in Vollzeit. Alkanj, der in Syrien bereits
25 Jahre als Maler tätig war, hat sich in dem Ottersweierer Handwerksbetrieb gut
eingearbeitet. Sein Arbeitgeber schätzt seine Arbeit und ist sehr zufrieden mit
ihm, da er pünktlich und motiviert zur Arbeit kommt.
Auch der
gebürtige Gambier Mawdo Bah (21), ebenfalls in Bühl wohnhaft und seit Juni 2014
in Deutschland, ist ein weiteres positives Beispiel für einen gelingenden Integrationsprozess.
Vor einem Jahr begann er eine Ausbildung als Fliesenleger bei der Firma Casa
Moretti in Bühl. Erstmals Kontakt zu seinem jetzigen Arbeitgeber bekam der
junge Mann durch ein Praktikum und eine anschließende einjährige Einstiegsqualifizierung.
Um in der
Berufsschule mitzukommen, sind deutsche Sprachkenntnisse ganz wichtig. Diese
Erfahrung hat auch Mawdo gemacht. Er tut sich zwar eher schwer mit dem Erlernen
der deutschen Sprache, ist aber dankbar, dass die Lehrer Rücksicht nehmen und
es "doch klappt". Beim praktischen Teil jedoch hat er sehr gute Noten und war
sogar der Zweitbeste seiner Klasse. Im nächsten Lehrjahr wird er die Berufsschule
für Fliesenleger in Karlsruhe besuchen. Der junge Gambier ist glücklich, dass
in seinem Betrieb alle sehr nett sind und ihm die Arbeit viel Spaß macht. Und noch
ein weiteres Ziel strebt der ehrgeizige Mawdo in naher Zukunft an: Er möchte
den Führerschein machen.
Die meisten
Flüchtlinge im Landkreis Rastatt absolvieren derzeit noch ihre Integrationskurse
bei verschiedenen Sprachkursträgern, die aber nach und nach beendet werden. Vor
dem jeweiligen Abschluss vereinbart der zuständige Arbeitsvermittler beim
Jobcenter einen Beratungstermin, um das weitere Vorgehen in beruflicher Hinsicht
zu besprechen. Die Sozialberatung für Flüchtlinge im Landratsamt Rastatt unterstützt
dabei mit der Erstellung von Lebensläufen und Bewerbungen. "Ab und zu kommt es
auch vor, dass wir von den Ehrenamtlichen Hinweise bekommen über Betriebe, die
gerade eine freie Stelle haben und die händeringend nach Personal suchen",
berichtet Carolin Merz, Sozialberaterin für Flüchtlinge in der Außenstelle Bühl
"Dann schauen wir, wer für die entsprechende Stelle passen könnte und
vereinbaren einen Termin beim Arbeitgeber."
So konnten
bereits einige Flüchtlinge in Arbeit oder Ausbildung integriert werden. Einige
sind auch noch in der Bewerbungsphase für die im September startenden Ausbildungen
und hoffen auf eine Zusage.