Durmersheim blüht auf - Naturgärten statt Einheitsgrün
Wer Tiere in seinen Garten lockt, hat zahlreiche Vorteile: Wildbienen,
Hummeln und Schmetterlinge bestäuben Obstbäume und Beerensträucher und sorgen
so für viele Früchte. Vögel halten die Insektenschar in Schach. Igel, Spitzmaus
und Eidechse machen sich gerne über Nacktschnecken her. Marienkäfer- und
Florfliegenlarven sind die größten Feinde der Blattlaus, Schlupfwespen fressen
Raupen - eine Liste, die sich beliebig fortsetzen lässt, je größer die
Artenvielfalt ist.
Warum meist heimische Pflanzen das Rennen machen, wenn es um die Gunst
der Tiere geht? Ganz einfach: Beide sind seit Langem aneinander angepasst.
Viele züchterisch veränderte Zierpflanzen, wie die Forsythie etwa oder
Edelrosen, produzieren gar keinen Nektar oder Pollen. Ökologisch sind sie also
wertlos. Bei Sträuchern und Stauden mit 'gefüllten Blüten' wiederum wurden die
Blütenblätter auf Kosten der Staubblätter züchterisch vermehrt, das heißt, sie
haben keine Pollen mehr. Und auch an den Nektar kommen die fleißigen Sammler
wegen der dichten Blütenblätter nur noch schwer heran. Wer den Insekten etwas Gutes
tun möchte, achtet beim Kauf von Zierpflanzen also besser auf nektarreiche,
ungefüllte Blüten.
Doch nicht nur Nektar und Pollen sind wichtig, auch die Blätter müssen
genießbar sein. Schmetterlingsraupen zum Beispiel sind oft auf ganz bestimmte
Futterpflanzen angewiesen. So bietet der beliebte Schmetterlings- oder
Sommerflieder, an dem sich ausgewachsene Falter gerne tummeln, den Raupen keine
Nahrung. Viel wertvoller ist eine Hecke aus heimischen Sträuchern,
eine Wildblumenwiese oder eine kleine Brennnesselecke.
Die Insekten, die sich in Ihrem Garten tummeln, ziehen viele Singvögel
an und sind für die Aufzucht der Jungen unverzichtbar. Viele
Vogelarten sind außerdem auf Früchte und Sämereien angewiesen. Auch hier
stellen heimische Pflanzen alles andere in den Schatten: Allein von den
Früchten der Eberesche und des Schwarzen Holunders ernähren sich jeweils mehr
als 60 Vogelarten, von denen des heimischen Wacholders rund 40.
Geschickt ausgewählt, gibt es an heimischen Sträuchern und Stauden das
ganze Jahr etwas zu holen: Nektar, Blätter, Früchte, Verstecke und Nistplätze, daneben bunte Blüten und Beeren.
Frühe Blüher wie Hasel, Kornelkirsche und Salweide sind für Insekten
besonders wichtig, beerentragende Gehölze für Vögel. So hat
jedes Gehölz seine Qualitäten und für jeden Standort lässt sich etwas finden:
Wildrosen oder Obst vor allem für die sonnigen Stellen, Heckenkirsche oder Eibe
für die Schattenplätze. Wer genügend Platz hat, bietet so Vögeln und
Säugetieren hervorragende Versteck- und Nistmöglichkeiten.
Heimische Stauden und ein- oder zweijährige Blütenpflanzen ergänzen das
Nektarangebot und dehnen es bis in den Herbst aus. Auch hier sind
besonders die ersten Pflanzen im Jahr sehr wertvoll, aber auch die Spätsommer-
und Herbstblüher, denn nach der reichen Sommerblüte finden viele Insekten kaum
noch Nahrung. Schneiden Sie daher Stauden im Herbst nicht zurück, das macht sie
frostempfindlicher und nimmt vielen Insekten die Überwinterungsmöglichkeit. Um
das Aussamen zu verhindern, einfach das Verblühte entfernen.
Nicht nur auf die Pflanzenauswahl kommt es an. Mit
Einfallsreichtum, mal mehr, mal weniger Arbeit und ein bisschen Mut zur Wildnis
kann man wertvolle Nischen schaffen - mit Reisig, Totholz, Steinen und Wasser.