Arbeitskreis Flüchtlingsbegleitung Durmersheim
Persönliche Schicksale unserer Flüchtlinge
Liebe Leserin, lieber Leser,
in unregelmäßigen Abständen wollen wir Sie über unsere Flüchtlinge
informieren,
wie sie zu uns gekommen sind, woher sie kommen, wie sie in ihrer
früheren Heimat gelebt haben, was sie
zu ihrer Flucht veranlasst hat.
Heute beginnen wir mit der Familie A., sie hat der Veröffentlichung
ausdrücklich zugestimmt.
Familie A. besteht aus fünf Personen: Vater, Mutter, 2 Söhne, 1 Tochter,
alle minderjährig, sie sind syrischer Nationalität und leben bei uns seit
August 2015.
Ihr Fluchtweg war lang und beschwerlich:
Anfang 2014, als der Bürgerkrieg in Syrien auch ihr Wohnhaus teilweise
zerstörte, flüchteten sie mit Bussen und
Mitfahrgelegenheiten in die Türkei und durch die Türkei bis nach
Bulgarien.
Dort arbeitete der Vater (wohl illegal) ein Jahr, um das Geld für die
Weiterreise durch Griechenland und die Westbalkanstaaten nach Westeuropa zu
sparen.
Ihre erste Einreise nach Griechenland missglückte, von den griechischen
Behörden wurden sie nach Bulgarien zurückgeschickt, ein zweiter Anlauf glückte: über Rumänien, Ungarn, Österreich kamen sie auf dem Hauptbahnhof in München
an.
München, Nürnberg, Karlsruhe und Rastatt waren ihre nächsten Stationen,
ehe sie im August 2015 der Gemeinde zugewiesen wurden.
Familie A. hatte in Syrien ein auskömmliches Leben: Herr A. war Inhaber
eines Stukkateurbetriebes mit 24 (!)
Angestellten, Frau A. kümmerte sich um die Kinder, sie hatte die
Kindergärtnerinnenausbildung gemacht, und als Kindergärtnerin auch gearbeitet,
ehe sie Herrn A. heiratete.
Familie A. gehörte zum gehobenen Mittelstand, eigenes, großes Wohnhaus
mit Mietwohnungen. Nie im Leben hätten
sie daran gedacht, eines Tages ihren Wohlstand aufgeben zu müssen.
Doch der Bürgerkrieg erreichte auch ihre Heimatgemeinde, obwohl sie lange Zeit gehofft hatten, dass ihr
Heimatort verschont bliebe.
Indes auch sie hörten eines Tages die Explosionen, die aus Kanonen und
Granatwerfern stammten, der Krieg rückte näher, Aufträge wurden immer weniger.
Und als eines Tages auch ihr Haus getroffen und teilweise zerstört
wurde, ergriff sie die Angst, bei dem nächsten Angriff selbst zu den Opfern zu
zählen.
So packten sie schweren Herzens die nötigsten Sachen zusammen und
flohen, allen Wohlstand zurücklassend.
Und jetzt in Deutschland, einem Land, von dem sie nicht wussten, was sie
erwartete, ohne die Sprache zu kennen, ohne Verwandte, ohne Freunde.
Familie A. hat sich mittlerweile ein wenig eingelebt : der jüngste Sohn
besucht den Kindergarten, die älteren Geschwister
die örtlichen Schulen, sie sind im Fußball- und im Musikverein aktiv.
Und Herr und Frau A. ?
Auch sie sind nicht untätig: Herr A. arbeitet für die Gemeinde, im
Rahmen des 1 € -Jobs ist er als Hausmeister und Gehilfe bei Anstricharbeiten (was
er ja gelernt hat), tätig.
Frau A. hilft bei Schul- und Kindergartenfesten mit, auch mit
hausgemachten, syrischen Köstlichkeiten.
Beide besuchen regelmäßig die Sprach- und Integrationskurse, die das LRA
Rastatt anbietet.
Und ihre Zukunft ?
Natürlich hoffen sie, eines Tages nach Syrien wieder zurückkehren zu
können, jetzt aber sind sie zunächst sehr dankbar, dass sie bei uns in
Deutschland Schutz und ein Dach über dem Kopf gefunden haben.
Sie wünschen sich, nach Ableistung der Sprach- und Integrationskurse
eine Arbeit zu finden, die ihnen ermöglicht, auf "eigenen Füßen" zu stehen.
Hoffen wir mit ihnen, dass sich ihre Hoffnungen und Wünsche erfüllen!