Unbegleitete minderjährige Ausländer in Gastfamilien
Bubacar
fühlt sich wohl - Landratsamt sucht weitere Gastfamilien
Die Flüchtlingssituation und
die damit verbundene wichtige Aufgabe der Integration ist nicht nur für die
Gesellschaft insgesamt, sondern auch für die Jugendhilfe, eine Herausforderung.
Insbesondere die Unterbringung und Integration von Minderjährigen, die alleine ohne
Begleitung der Eltern geflohen sind, bedürfen einer besonderen Unterstützung. Trotz
insgesamt sinkender Flüchtlingszahlen ist die Suche nach geeigneten
Unterbringungsmöglichkeiten für die derzeit 150 dem Landkreis zugeteilten unbegleiteten
minderjährigen Ausländer (UMA) eine schwierige Aufgabe, erklärt Stefan Biehl,
Leiter des Jugendamtes im Landratsamt. Viele dieser jungen Menschen würden sich
eine Aufnahme in eine Familie wünschen. Leider sei die Zahl der zur Verfügung
stehenden Gastfamilien begrenzt, und die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber
rückläufig. Daher sucht der Pflegekinderdienst im Landkreis Rastatt Familien,
Paare und Einzelpersonen, die sich engagieren möchten und sich vorstellen
können, einen unbegleiteten minderjährigen Ausländer bis zu seiner
Volljährigkeit bei sich aufzunehmen und ihm ein Zuhause zu geben.
Der 17-jährige Bubacar lebt bereits
seit einem Jahr als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling in einer
Gastfamilie. Gemeinsam mit ihr berichtet er über das Zusammenleben, die neuen
Herausforderungen und über seine Zukunftspläne:
Was
sind für dich die größten Herausforderungen in Deutschland?
Bubacar: In meinem Heimatland
kommen nur selten Freunde zu Besuch, sodass es komisch war, als meine
Gastmutter mich fragte, ob ich jemanden einladen möchte. Des Weiteren stellt
man bei mir zu Hause nicht viele Fragen, besonders nicht über Menschen, die nicht
da sind. In meiner Heimat ist es unhöflich, viele Fragen zu stellen. Deshalb
ist es für mich oft schwierig, die Fragen der Gasteltern zu beantworten, es
kommt mir befremdlich vor. Außerdem werden in meiner Kultur kaum Absprachen
getroffen, dort besucht man Freunde ohne vorherige Vereinbarung. Deshalb sind
Terminvereinbarungen und Vorausplanungen für mich oft schwierig. Das muss ich
noch lernen.
Wie
sehen deine Zukunftspläne aus?
Bubacar: Ich möchte weiterhin die
Schule besuchen und mir ein Leben in Deutschland aufbauen. Gern würde ich eine
Ausbildung zum Krankenpfleger absolvieren. Meine Gastfamilie unterstützt mich
bei meinen Zukunftsplänen.
Frau
und Herr G., was war für Sie der Beweggrund für die Aufnahme eines unbegleiteten
minderjährigen Ausländers?
Gastfamilie: Es gibt verschiedene
Gründe. Zunächst sind wir über einen Zeitungsartikel darauf aufmerksam geworden
und haben die Problematik auch in den Medien verfolgt, da auch die Zahlen der
Flüchtlinge damals noch höher waren. Des Weiteren war es uns ein Anliegen,
etwas zur Lösung des Problems beitragen zu können. Denn wir gehen davon aus,
dass dies irgendwann in Geschichtsbüchern stehen wird und wir wollen dann sagen
können, dass wir etwas dazu beigetragen und nicht nur zugesehen und darüber in
der Zeitung gelesen haben. Und auch unseren eigenen Kindern soll es zeigen,
dass nicht alles hier selbstverständlich ist und sie sollen lernen, sich auf
jemanden einzustellen. Wir selbst und unsere Kinder lernen viel dazu,
beispielsweise dass es Menschen auf der Welt gibt, denen es nicht gut geht.
Was
hat sich für Sie persönlich verändert?
Gastfamilie: Was wir früher alles
nur in den Medien mitbekommen haben, die Flüchtlings- und Abschiebeproblematik,
bekommen wir nun hautnah mit und sind viel mehr in die Sache involviert. Es ist
eine "Fortbildung in Toleranz", denn man muss sich der neuen Situation öffnen
und mit ihr umzugehen lernen. Auch der Familienalltag hat sich geändert, man
muss sich beispielsweise über die Praktikumsstellen für Bubacar informieren. Außerdem
haben wir noch jüngere Kinder und es ist für uns eine neue Situation mit einem
Jugendlichen zusammenzuleben vor allem, weil er eine sehr schwierige
Vorgeschichte hat. Es gibt auch öfters Diskussions- und Erklärungsbedarf, um
Bubacar über ein Leben in Deutschland aufzuklären. Wir versuchen ihm immer
wieder zu erklären, dass es in Deutschland wichtig ist, sich an Termine und
Fristen zu halten. Gerade auch in Bezug auf Formulare, die man in Deutschland
stetig ausfüllen muss, ist es von Bedeutung, dass er lernt, wie er mit Verträgen
und Formalien umgehen muss. Gerade haben wir ihm gezeigt, wie man eine
Bewerbung schreibt und es ihm Schritt für Schritt erklärt. Es ist jedoch auch
eine Bereicherung für die ganze Familie, jemanden aus einer anderen Kultur bei sich
zu haben. Wir wussten, es wird nicht einfach mit drei eigenen Kindern und einem
unbegleiteten minderjährigen Ausländer, aber wir wollten es versuchen, egal ob
er in Deutschland bleiben darf oder nicht. Wir werden unser Bestes geben, um
ihn weiterhin zu unterstützen.
Zum
Thema:
Das Beispiel von Bubacar zeigt, dass
unbegleitete minderjährige Ausländer oft hoch motiviert sind, die deutsche
Sprache zu erlernen und sich in die Gesellschaft zu integrieren. Der familiäre
Rahmen kann dafür sorgen, dass sich diese jungen Menschen wohler fühlen, ihr
Zugehörigkeitsgefühl gestärkt wird und ihre Bereitschaft sich zu integrieren.
Diese neue Aufgabe des
Pflegekinderdienstes im Landratsamt Rastatt beinhaltet die Gewinnung von Gastfamilien,
ihre spezifische Vorbereitung und Begleitung. Neben Schwierigkeiten in der Verständigung
und im Umgang mit teilweise sehr belasteten jungen Menschen müssen Gasteltern,
die einen minderjährigen Ausländer aufnehmen, sich mit Themen, wie
Aufenthaltsstatus, Asylantrag und besondere Bildungsmaßnahmen auseinandersetzen.
Wer sich für die Aufnahme eines
unbegleiteten minderjährigen Ausländers interessiert, dem steht der Pflegekinderdienst
des Jugendamtes als Ansprechpartner zur Verfügung. "Wir freuen uns über neue
Bewerberinnen und Bewerber, die sich dieser Aufgabe stellen möchten", so
Jugendamtsleiter Stefan Biehl. Neben einer ersten Beratung durch die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes werden interessierte Personen durch den
Besuch eines Qualifizierungskurses im Umfang von drei Abenden auf die neue
Aufgabe vorbereitet. Gasteltern sollten laut Biehl neben Erziehungskompetenzen
Belastbarkeit und Flexibilität mitbringen, sowie die Bereitschaft zur
Zusammenarbeit mit dem Jugendamt. Wer einen unbegleiteten minderjährigen Ausländer
aufnimmt, sollte zudem Neugier und Interesse an anderen Kulturen und Religionen
haben, kreativ sein in Bezug auf Kommunikation und bereit sein, sich auf einen
jungen Menschen einzulassen, der aufgrund seiner Erfahrungen zum einen eine
große Unabhängigkeit mitbringt und zum anderen aber auch eine intensive
Betreuung benötigt.
Das Team des Pflegekinderdienstes bietet
Gastfamilien Unterstützung, Beratung und Begleitung. Das vom Jugendamt gewährte
Pflegegeld deckt die Kosten für Lebensunterhalt und Erziehung. Interessierte
Familien, Paare oder Alleinstehende erhalten weitere Informationen unter der
Telefonnummer: 07222/3 81-22 59.
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