Nach dem "Gänsemarsch"-Einlauf der Sänger begann das "Leipziger Programm" schwungvoll mit dem "Morgengruß des thüringischen Sängerbundes" und eröffnete den ersten Teil des Programms, das unter den Mottos "Natur", "Liebe" und "Herz, Schmerz" stand. Der zweite Teil des Konzerts nach der Pause war dem Volkslied gewidmet. Dabei waren neben den deutschen auch andere europäische Komponisten vertreten und ihre Lieder wurden in Originalsprache gesungen: in norwegisch (Grieg hat am Konservatorium Leipzig studiert!) und zum guten Schluss bei der Zugabe auch noch russisch! Worum es in den Liedern ging, wurde hinterher (warum nicht vorher?) erläutert. Schon beim ersten Lied fällt auf, wie die 5 Sänger ganz ohne Zeichen, ja sogar ohne Blickkontakt einsetzen, so ein blindes Verstehen zeugt von langer und intensiver Probenarbeit! Die Stimmen mischen sich gut, die Solisten hören konzentriert auf einander und was für eine Gesangsgruppe ganz wichtig ist: Keiner will stimmlich auffallen, sich herausstellen oder glänzen, alle ordnen sich der musikalischen Aussage unter. Sehr eindrucksvoll auch die bruchlosen Übergänge von "anschwellend" (crescendo) zu "abschwellend" (decrescendo), ihre absolute rhythmische Perfektion und der Charme und die Leichtigkeit, mit der sie schwierigste Passagen singen (ohne hören zu lassen, wie schwer es ist, so zu singen!). Melodie und Sprache sind gleichberechtigt, die Artikulation ist sehr präzise und ermöglichte den Zuhörern, dem Lied auch inhaltlich gut zu folgen. Den Kontakt zum Publikum herzustellen, gelang den Künstlern ausnehmend schnell, dafür sorgten von Beginn an witzige Zwischentexte, spaßige Wortspiele und die "Loreley" auf sächsisch, was große Heiterkeit hervorrief - man hatte das Gefühl, dass das Publikum im Laufe des Abends mehr und mehr zusammenrückte! Dabei kam den jungen Leuten auf der Bühne auch ihre ausgesprochen komödiantische Ader zugute, die die Zuhörer immer wieder zum Lachen brachte ("Käfer und Blume"). Übrigens könnte sich das Ensemble Nobiles auch Ensemble Mobiles nennen, denn die Solisten hielten nichts von statischem Singen, wechselten dann und wann die Plätze und gesellten sich auch mal zum Publikum, wenn es gesanglich und dramaturgisch angezeigt schien. Zum Abschied gab es noch einen Hinweis auf das aktuelle CD-Programm, und dann ging ein Konzert zu Ende, das auf seine Weise bei uns einmalig war, denn wann hat eine Gesangsgruppe von diesem Format schon mal das Publikum zum Mitsingen animiert? Allerdings konnte von Trauer und Stille, in der Eichendorff das Gedicht "In einem kühlen Grunde" enden lässt, nicht die Rede sein, im Gegenteil: Die Besucher sangen das Lied zwar nicht immer textsicher, aber hörbar gut gelaunt mit!